8. Internationales Bildhauersymposium
"Kunst ist wie ein Grundnahrungsmittel"
Das mittlerweile 8. Internationale Bildhauersymposium in Bad Salzungen wurde am 06. September feierlich am Kurhaus eröffnet. Ab dann konnten interessierte Besucher eine Woche lang namhaften Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter sehen.
Alle zwei Jahre findet in Bad Salzungen des Internationale Bildhauersymposium statt, in diesem Jahr bereits zum achten Mal. Eröffnet wurde die Veranstaltung im festlichen Rahmen neben dem Kurhaus am Burgsee.
„Ich freue mich sehr, dass das Bildhauersymposium wieder stattfindet – trotz Corona“, betonte Dieter Meinel, erster ehrenamtlicher Beigeordneter, während der Begrüßung der Gäste. Mit dem Zitat „Kunst ist wie ein Grundnahrungsmittel“ von Harald Krassnitzer erläuterte Meinel, wie wichtig das Symposium für Bad Salzungen geworden ist. Viele Künstler haben hier in den vergangenen Jahren beeindruckende Werke aus Holz geschaffen, welche über die Kurstadt verteilt ausgestellt sind. Die Kunst wird erlebbar und in das Stadtbild integriert.
„Es gab in den letzten Jahren viele Diskussionen, ob die Stadt zu viel Geld dafür verwendet. Aber das Diskutieren war genau das Richtige. Die Menschen konnten sich einen eigenen Eindruck verschaffen. Sie haben den Künstlern bei ihrer Arbeit zugesehen, haben dort verweilt, über die Schönheit der Kunst sinniert und sind dabei wieder runtergekommen“, so Meinel. Allein könnte die Stadt die Kosten für solch einen Event nicht stemmen. Aus diesem Grund dankte Meinel vor allem den Sponsoren, die das Ganze ermöglichen. Nicht zuletzt galt sein Dank Kathleen Heß, der Projektleiterin für den Event aus der Stadtverwaltung sowie dem Landratsamt Wartburgkreis für die schnelle Zusage der Veranstaltung.
Der Bad Salzunger Bildhauer Matthias Rug war 2003 der Initiator des Symposiums und ist Teil des Projektteams. Er stellte die fünf internationalen Künstler vor:
- Franziska Uhl (Deutschland)
- Hardy Raub (Deutschland)
- Marketa Varadiova (Tschechien)
- Maurizio Perron (Italien)
- Ibrahim Alawad (Syrien)
Das 8. Internationale Bildhauersymposium wurde in Zusammenarbeit mit den Asklepios Kliniken, der Wartburg Sparkasse, TEAG, Licht und Kraft Radtke GmbH sowie der Rebo Consult Ingenieurgesellschaft mbH ausgerichtet. Es fand von Sonntag, den 06. September, bis Montag, den 12. September 2020, statt. Die Künstler erschufen ihre Werke vor dem ehemaligen Bundesforstamt am Burgsee, welches über die Burgseestraße erreichbar ist. Interessierte Besucher konnten ihnen dabei täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr sowie von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr zusehen.
Die Gewinner 2020
Auch die Finissage, das Ende des Symposiums am 12. September, wurde mit der Öffentlichkeit gefeiert. Vorab kam die Jury zusammen, um die fertigen Werke in Augenschein zu nehmen. Nachdem die Künstler ihre jeweilige Intension und die Herangehensweise zum Entstehen der Skulpturen darstellten, hatte die Jury die Qual der Wahl. So verschiedenen die einzelnen Künstler sind, so verschieden sind auch ihre Interpretationen des diesjährigen Symposium-Themas „Transluzenz“. Der Begriff bedeutet Lichtdurchlässigkeit und sollte mit dem Kern der Kurstadt - dem Salz - in Verbindung gebracht werden.
Die tschechische Künstlerin Marketa Varadiova erstellte eine Art Holzschiff mit eingefassten Glaskristallen. Sie hatte sich vom Salzmolekül inspirieren lassen und griff die Struktur in der Form der Skulptur auf.
Die deutsche Bildhauerin Franziska Uhl stellt die Tatsache, dass Salz lebensnotwendig für den Körper ist, in den Vordergrund. Deshalb erschuf Sie einen Frauentorso und lasierte ihn in schimmernden Pastelltönen, ähnlich der Farbe des Salzes.
Der syrische Künstler Ibrahim Alawad, welcher am Abschlusstag seinen 60. Geburtstag feierte, kreierte eine eigene Salz-Legende. Alawad erschuf eine hölzerne Salzgöttin, welche Salz an die Menschen spendet. Seine Motivation liegt darin, dass Salz als das älteste Handelsgut gilt und in vielen Kulturen verwendet wird, um einander willkommen zu heißen.
Der gebürtige Eisenacher Hardy Raub machte die Transluzenz mit Hilfe von Altglasscheiben erlebbar. Er setzte sie in seine geradlinige Holzskulptur ein, deren Form an der Struktur des Salzes erinnert. Sobald Licht durch die gestapelten Glasscheiben fällt, gibt es je nach Tageszeit unterschiedliche Lichtspiele und Stimmungen. Dies gefiel Raub selbst so gut, dass er eine zweite Skulptur für seine eigene Ausstellung schaffen möchte. Die Idee von Hardy Raub kam auch bei den Besuchern gut an, was die Jury kurzerhand veranlasste, das Werk mit dem Publikumspreis zu ehren.
Der Sieger des 8. Internationalen Bildhauersymposiums ist Maurizio Perron aus Italien. Sein Werk greift die Struktur des Salzes auf andere Weise auf – außen glattgeschliffen, innen kleinteilig wie beim Abschlagen von Kristallen im Bergwerk. Dazu vergleicht Perron die Einkerbungen mit Lebenswegen. Die Menschen kommen aus unterschiedlichen Orten, treffen Entscheidungen und gehen verschiedener Wege. Doch zu einem bestimmten Zeitpunkt kreuzen sich diese. Zusätzlich spiegelt die Skulptur für Perron das menschliche Wesen - äußerlich glatt und geschliffen, hat es oft einen rauen Kern. Diese Interpretation von Transluzenz zusammen mit der handwerklichen Umsetzung und dem Spiel von Licht und Schatten überzeugte letztlich.
Die Jury bestand in diesem Jahr aus Bürgermeister Klaus Bohl, Bildhauer und Initiator Matthias Rug, Architekt Dr. Daniel Rimbach sowie Kathleen Heß, zuständig für den Bereich Kultur in der Stadtverwaltung. Susann Eberlein vertrat Ute Weilbach von der Tageszeitung „Freies Wort“. „Dieses Jahr fiel uns die Entscheidung besonders schwer,“ erläuterte Bohl. „Jedes Werk hat eine hohe Qualität und seinen ganz eigenständigen Charakter. Es war eine Herausforderung, aber wir sind einstimmig zu unserem Urteil gekommen.“ Im Anschluss übergab Bohl den diesjährigen Bad Salzunger Kunstpreis, welcher mit 300 Euro dotiert ist, an den Sieger Maurizio Perron.